Fasten?
Spaß ist was Anderes. Nämlich lecker essen und trinken. Fasten macht erstmal keinen Spaß.
Es ist jedes Mal ne krasse Überwindung.
Ich lege mir deshalb meine Fastenwochen immer für das gesamte Jahr fest. Dann kann ich mich gut einstellen, denke ich zumindest.
Und trotzdem. Wenn die angesetzte Woche näher rückt, geht’s immer darum, den inneren Schweinehund zu überwinden. Tatsächlich würden meine Fastenwochen der Verschieberitis zum Opfer fallen, wenn ich nicht diese festen Termine hätte.
Warum ich’s trotzdem immer wieder mache
Warum aber tu ich mir das Ganze immer wieder an? Immerhin, mit 60+, könnte man ja auch mal alle fünfe gerade sein lassen, oder? Aber nein, es zieht mich immer wieder – etwas widerwillig zwar – zum Fasten hin.
WENN der Punkt erreicht ist, und ich nicht mehr mit mir diskutiere, ob es zu kalt, zu warm, zu unpassend für den Moment sei, ich doch so gerne das sommerliche oder winterliche Essen genießen würde und ein schönes, leichtes Glas weißen oder roten Wein,
WENN dann der Sonntag da ist (ich beginne immer sonntags, damit ich meine Ruhe habe und ausruhen kann, wann immer mir danach ist) kommt, und ich einfach früh aufstehe und meine Portion Glaubersalz trinke,
DANN geht’s plötzlich ganz einfach.
Am Montag bin ich dann drin im Fasten.
Als hätte mein Körper mit den Jahren verinnerlicht: „Aha. Da kommt wieder das fiese Glaubersalz, jetzt stell ich mich mal lieber um“.
Ja. Hunger hier und da. Oder besser gesagt: ein Hüngerchen. Vielmehr Lust. Vor Jahren einmal machte ich den Fehler, während des Fastens im Supermarkt an der Fresstheke vorbei zu gehen. Da wurden alle niederen Instinkte wach. Gier auf Dinge, die ich sonst links liegen lasse. Das habe ich mir gemerkt und tu es mir nicht mehr an.
Am ersten Tag muss mein Gehirn vor allem erst mitkriegen, dass nicht alles, was an Essen, Süßkram und Salznüssen rumliegt auch direkt in meinen Mund wandern darf.
Was bei mir nicht mehr geht – und was hilft
Nach vielen Jahren regelmäßigen Fastens hat sich einiges verändert:
- Ich finde Gemüsesäfte ungenießbar. (Ja, genau, wirklich. Mir wird schlecht davon, ich kriege das Zeug nicht mehr runter)
- Gemüsebrühe geht nur im Notfall, wenn ich echt was Warmes brauche.
- Aber Gemüsesuppen, Fastensuppen, – bäh. Geh mer fort.
Was aber geht, und das wirklich dauerhaft:
- Kräutertees, Grüntee
- Sehr stark verdünnte Fruchtsäfte – manchmal mit einer Note Pfefferminz darin
- Zuweilen ein Löffel Joghurt mit etwas Zitrone und sehr wenig Agavendicksaft
- Zitrone-Ingwer-Wasser
- Und wenn mich ein fieses Mittagstief erwischt und ich weggeschwommen am Rechner sitze und nichts mehr auf die Kette kriege, dann gönne ich mir einen Espresso oder einen kleinen Americano mit etwas Honig. (Ja, das darf man. Und wer was erfahren will über die segensreiche Wirkung von Koffein, der oder die soll mal fasten. In fünf Minuten bist Du hellwach und konzentriert)
Das war’s.
Mehr brauche ich nicht zu meinem Fastenglück.
Dazu zweimal die Woche Sport, wie immer tägliche Spaziergänge mit den Hunden, ein gutes Buch und eine Serie, bei der ich nichts denken muss.
Ab ins Fastenhoch
Dann beginnt eine Verwandlung, und finde mich, meistens so ab Dienstag, plötzlich im Garten Unkraut jäten, Büsche schneiden. Den ollen Berg Bügelwäsche endlich abarbeiten. Inspiriert am Schreiben. Ein Drang, so wie jetzt – „nee, das will ich jetzt unbedingt noch machen, das soll fertig werden, ich hab grad so schön Schwung“.
Und das Beste an allem:
Ich fühle mich einfach wohl. Schlafe gut, träume interessant. Finde meinen Körper so angenehm leicht und spritzig. Die Hamsterbacken gehen zurück (merkwürdig, am ersten bemerke ich das Fasten an meinen Fingern und den Unterarmen). Der Bauch wird leichter. Das Gesicht beginnt zu leuchten. Die Laune steigt. Ich habe Zeit!
Die goldene Mitte
Mittwochs ist dann der Gipfel erreicht, Halbzeit. Denn ich faste immer genau eine Woche. Sieben Tage. Das reicht. Immer mal wieder denke ich zwar darüber nach, noch ein, zwei, drei Tage dran zu hängen, aber nein: Ich bin ein echter Genussmensch, koche gerne, esse gerne, backe gerne, genieße den genannten Wein am Abend. Für mich ist die Zubereitung von Essen und das Essen selbst Heimat. In meiner Küche bin ich zuhause. Und wenn dann eine gesunde und leckere Mahlzeit auf dem Tisch steht und es kommt: „Hmmm. Lecker. Wie ist das gut!“ – dann bin ich glücklich. Ja. So einfach ist das.
Zu viel der Gewohnheiten
Doch zu viel von gut kann irgendwann kippen. Zur Gewohnheit geworden, wird dann der Bauch immer so voll, der Tag ist bestimmt von Essen, viel Zeit geht drauf im Gedankenkreisen darum, was jetzt herzurichten sei.
Das, was mir am Fasten so besonders gut gefällt, und was ich neben dem Genuss, den ich dem Alltag gerne abringe, auch sehr schätze:
- Raus aus dem Hamsterrad
- Dinge reduzieren
- Gewohnheiten, so lieb und gut sie sind, immer mal wieder durchbrechen
- Ein kleines Exerzitium veranstalten, mich nach innen wenden
- Dem Alltag ein Schnippchen schlagen
DAS ist wunderbar.
Ab Donnerstag beginne ich mich zu freuen. Auf den Samstag, wenn ich in die Stadt gehe und mich in ein Café setze und einen großen Espresso trinke und ein Wasser und mir die Menschen betrachte, die so vorbeistreuseln. Ich fühle mich dann frei und wohl. Und wenn die Kasse stimmt, belohne ich mich mit etwas Schönem.
Apfel und Kartoffel
Sonntags warte ich, solange es geht mit der Vorfreude auf den Apfel, den ich meistens halb dünste und halb roh esse, mit etwas Zimt dazu.
Ja, ich weiß, das ist ein alter Hut. Aber der Apfel schmeckt einfach Bombe.
Am Abend gibt es eine Kartoffel mit Salz, etwas Kürbiskernöl, Butter und Salat. Das mag ich immer, aber am Fastenende ist das eine Köstlichkeit.
Und schließlich bin ich wieder parat. In der folgenden Woche mache ich halblang mit kulinarischen Genüssen und bleibe meist ohne Fleisch und schwerer Kost. So kann ich das Hochgefühl der Fastenwoche noch etwas weiter genießen UND dazu lecker essen.
Darum mach ich den Zirkus, und darum überwinde ich mich am Ende doch gerne zum Fasten. Es lohnt sich jedes Mal. Dass ich dabei entgifte, Gewicht verliere, gut für meine Gesundheit sorge, kommt noch dazu.
Und hier noch einige Anregungen:
https://helga-wiesmann.de/2022/01/12/hunger-beim-fasten/
Wer Spaß an Studien hat, hier eine zum Buchinger Fasten:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30601864/
Wenn Sie sich überlegen, zu fasten, dann nehmen Sie doch meine Begleitung gerne in Anspruch. Mein Angebot dazu finden Sie auf der Startseite unter „Veranstaltungen“. Und rufen Sie mich an: 0681/97059594
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