„…ich wollte Ihnen mal erzählen,

wie es mir geht. Ich habe mich im April von meinem Mann getrennt. Zwei Wochen später wurden meine Beschwerden besser und seit Mai bin ich beschwerdefrei! Keine Blutungen mehr, kein Durchfall, keine Müdigkeit. Es geht mir sehr gut und meine Tochter hat sich anscheinend auch gut an die Trennung gewöhnt. Ich wollte Ihnen danken für Ihre Hilfe! Ohne Sie hätte ich die Zeit nicht so gut überstanden!!“

Das schrieb mir kürzlich eine Patientin. Sie hatte eine chronische, schwerwiegende Darmerkrankung. Nicht, dass ich ihr angeraten hätte, sich von ihrem Mann zu trennen. In dieser Deutlichkeit steht mir das nicht zu. Allerdings hatten wir öfter darüber gesprochen, dass wir im Leben Beziehungen brauchen in denen wir getragen, unterstützt und beheimatet sind. Dass sie dies in ihrer Partnerschaft nicht war, war uns beiden klar, darüber haben wir sehr wohl gesprochen. Ich hatte sie gut begleitet und unter unserer gemeinsamen Arbeit wurde ihre Symptomatik deutlich besser. Und dennoch hatte ich das Gefühl, dass der entscheidende Impuls der zur wirklichen Heilung führen könnte, noch fehlte. Ich wusste auch, aus welcher Ecke er kommen würde wenn er denn käme.

Selten sehe ich den Zusammenhang zwischen Seele und Körper so geradlinig verschmolzen wie im oben genannten Beispiel. Wenn die Dinge jedoch in dieser Klarheit ablaufen, dann berührt mich das natürlich immer sehr.

Ich sehe es ungern, wenn es zwischen Paaren zu einer Trennung kommt. So oft frage ich mich:

„Hätte das nicht vermieden werden können?“

– Mit einem Quentchen MEHR an Wille, gegenseitigem Entgegenkommen, Empathie und geistiger Auseinandersetzung über das WIE eine Partnerschaft gelingen kann wäre es oft schon getan. Mit etwas MEHR: „Ja, ich nehme Hilfe an, ich gehe in eine wertschätzende Auseinandersetzung“ kämen viele Menschen eher zusammen, manche natürlich auch auf eine gute Art auseiander.

Aber nein.

Partnerschaft ist ja etwas das von selbst passiert. Oder nicht?

Selbstverständlich. Etwas, das entweder läuft oder nicht. Denkt man. Und so finden sich viele Paare, die in bester Absicht miteinander begonnen haben, nach einigen Jahren (und oft mit einem Kind oder zwei mehr) in einer Situation des seelischen Verhungerns. Dies ist der Preis unseres ach so geschätzten romantischen Liebesbildes.

Dieses innere Verhungern sehe ich zu häufig. Ich sehe es, wenn eine Frau (oder ein Mann) mir gegenüber sitzen. Und ich kann Ihnen sagen: das schmerzt sogar beim ansehen. Ich selbst habe dieses innere Verhungern über Jahre erlebt und musste mich mit großer Kraft daraus entwickeln. Von daher erkenne ich es bei anderen und da kann mir auch keine,r ein X für ein U vormachen. Inzwischen finde ich für mein Gegenüber die richtigen Worte dazu. In der Regel jedenfalls.  Es ist halt so bedrohlich, darauf angesprochen zu werden. Denn in dem Moment, wo wir einem Menschen gegenüber zugeben, dass wir am verhungern sind, wissen wir: wir müssen es ändern.

Menschen bekommen schlimmste Erkrankungen um nicht an diesen Punkt der Veränderung zu gelangen und das Risiko zu sehen, selbst daran noch zu scheitern. Dabei – wie soll ich es sagen? Die Kraft kommt mit der Entscheidung. Das heisst nicht zwangsläufig: mit der Trennung.

Die Entscheidung lautet vielmehr:

ich nähre mich jetzt und hier gut.

Und ich tue, was in meiner Kraft steht.

Ich finde meine Sprache. Meine Handlung.

Es steht mir zu, ein Leben in Geborgenheit und gelebter Nähe zu führen.

Es darf sein, dass jemand meine Hand hält, wenn es mir schlecht geht.

 

Der Weg geht immer von innen nach außen. Die Dinge werden sich fügen. Ich habe es selbst so erlebt, und dies nicht nur einmal. Und auch unter Schmerz und mit großem Widerstand.

Aber es ist so:

Der Weg geht von innen nach außen.

Berichte, wie dieser oben erwähnte, machen mich von tief innen heraus glücklich und dankbar. Denn zu sehen, dass sich die Welt genau so ordnen kann, macht auch anderen Menschen Mut.

Letztlich: Was die Seele nährt und den Körper gesund macht, ist Kontakt. Wirklicher, ehrlicher, gefühlter Kontakt. Zu sich selbst, einem anderen Menschen, einem Tier, der Natur. Geborgenheit. Heimat. Gutem Essen.

Und allemal Spaß dabei gehabt.