Betroffene von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind über lange Zeiträume hinweg in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Sie verlaufen schubweise, oft mit Phasen relativer Ruhe, aber auch mit belastenden Beschwerden wie Durchfällen, Bauchkrämpfen und Erschöpfung. Die Schulmedizin hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht – vor allem durch den Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten, Immunmodulatoren und modernen Biologika. Doch nach wie vor gilt: Heilbar sind diese Erkrankungen nicht. Viele Betroffene suchen daher ergänzende Wege, um ihre Beschwerden zu lindern, Schübe hinauszuzögern und ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden zu stärken.
Neuigkeiten für den Darm
Spannend ist, dass sich auch in der medizinischen Forschung ein Paradigmenwechsel andeutet. In Kiel zum Beispiel arbeiten Forscherinnen und Forscher an der gezielten Beeinflussung des Mikrobioms – also der Gesamtheit der Darmbakterien – um neue Therapieoptionen zu erschließen. Denn längst ist bekannt, dass das Mikrobiom nicht nur die Verdauung unterstützt, sondern auch das Immunsystem reguliert und bei chronischen Entzündungen eine zentrale Rolle spielt. Unterschiede in der bakteriellen Zusammensetzung könnten künftig Hinweise darauf geben, wie individuell eine Erkrankung verläuft – und welche Behandlung besonders wirksam ist. Auch der sogenannte Immunmetabolismus, also die Verbindung zwischen Stoffwechsel und Immunaktivität, rückt stärker in den Fokus. Hierbei geht es unter anderem um die Verarbeitung der Aminosäure Tryptophan, die das Entzündungsgeschehen mit beeinflussen kann.
Für Patientinnen und Patienten bedeutet das zwar noch keine sofort verfügbare neue Therapie, wohl aber die Aussicht auf individuellere Behandlungswege in naher Zukunft. Schon heute zeigt sich, dass der Blick über den Tellerrand der reinen Schulmedizin hilfreich sein kann. Viele naturheilkundlich arbeitende Therapeutinnen und Therapeuten begleiten Patient*innen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen mit Verfahren, die die klassischen Therapien sinnvoll ergänzen – ohne sie zu ersetzen. Dabei geht es nicht um Wundermittel, sondern um ein durchdachtes Miteinander verschiedener Ansätze.
Die Darmbarriere unterstützen
Ein häufig genutzter Weg ist die Unterstützung der Darmbarriere. Sie ist bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oft durchlässiger als bei gesunden Menschen, was Entzündungen weiter befeuern kann. Bestimmte pflanzliche Präparate – etwa Kombinationen aus Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle – haben sich in Studien als hilfreich gezeigt, um die Schleimhaut zu beruhigen und die Barrierefunktion zu stärken. Auch Ballaststoffe wie Flohsamenschalen werden gut vertragen und können helfen, den Stuhl zu regulieren und die Darmflora positiv zu beeinflussen. Zudem fördern sie die Produktion kurzkettiger Fettsäuren wie Butyrat, die als Nährstoffe für die Darmschleimhaut gelten.
Ein weiterer Ansatz ist die gezielte Versorgung mit Mikronährstoffen. Viele Menschen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa entwickeln im Verlauf Mangelzustände – etwa an Eisen, Vitamin B12, Folsäure oder Vitamin D. Eine regelmäßige Kontrolle dieser Werte kann helfen, rechtzeitig gegenzusteuern. Denn eine gute Nährstoffversorgung unterstützt nicht nur die Regeneration der Schleimhaut, sondern auch das Immunsystem und das allgemeine Energielevel. In der Praxis hat sich gezeigt, dass manche Patientinnen und Patienten bereits auf eine gezielte Zink- oder Vitamin-D-Gabe mit weniger Infektanfälligkeit und besserer Stimmung reagieren.
Und immer wieder: Stress
Neben der physischen Ebene spielt auch der Lebensstil eine zentrale Rolle. Stress ist ein häufiger Auslöser für Krankheitsschübe – das berichten viele Betroffene übereinstimmend. Entspannungsverfahren wie Atemübungen, Meditation oder sanftes Yoga können hier hilfreich sein. Auch regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf tragen zur Stabilisierung bei. Manche Patient*innen profitieren zudem von speziellen Ernährungsansätzen, etwa einer entzündungsarmen, mediterran geprägten Kost oder von Phasen des Heilfastens, die allerdings therapeutisch begleitet sein sollten.
Nicht jede Methode passt zu jeder Person. Manche vertragen keine Rohkost, andere reagieren empfindlich auf bestimmte Nahrungsergänzungsmittel. Deshalb lohnt es sich, die eigene Situation genau zu beobachten und therapeutisch begleiten zu lassen. In meiner Praxis lege ich großen Wert darauf, gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten herauszufinden, was ihrem Körper gut tut, und was nicht. Es geht nicht darum, alles auf einmal umzusetzen, sondern Schritt für Schritt herauszufinden, wie sich Stabilität, Lebensqualität und Zuversicht wieder zurückgewinnen lassen.
Die aktuellen Entwicklungen in der Forschung stimmen hoffnungsvoll. Sie zeigen, dass der Körper kein starres System ist, sondern dynamisch auf Impulse reagiert – seien sie medikamentös, ernährungsbedingt oder seelisch-geistiger Natur. Naturheilkundliche Verfahren können dabei helfen, das innere Gleichgewicht zu unterstützen und die schulmedizinische Behandlung auf eine sanfte Weise zu begleiten. Entscheidend ist, dass der Weg in Absprache mit den behandelnden Therapeut*innen gegangen wird. Das Ziel sind möglichst lange Phasen ohne Schübe, eine stabile Darmfunktion und ein gutes Leben, trotz schwerwiegender Diagnose.
Wenn Sie auf der Suche nach einer naturheilkundlich orientierten Begleitung bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sind, sprechen Sie mich einfach an. Ich begleite Sie gerne dabei, Ihren individuellen Weg zu finden.
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