Derletzt saß ich mit Bekannten im Café. Wir sprachen darüber, dass ja jeder in seinem Umfeld jemanden kennt, der oder die eine Krebserkrankung hat. Und wie sehr einen das beschäftigt. Dabei fiel dann folgender Satz: „Ach übrigens – weißt Du das schon? Es gibt eine schwarze Salbe, die heilt Brustkrebs. Die zieht das Geschwür heraus.“
Uff. Ich wurde mal ganz still. Das werde ich immer, wenn ich nicht aus der Haut fahren will. Man kann jetzt natürlich fragen: „Mit welchen Leuten sitzt DU denn im Café herum?“ Dazu gibt es nur eine Antwort: „Mit ganz normalen.“
Aber kurzzeitig fühlte ich mich versetzt in mittelalterliche Zeiten, in der Bader und Quacksalber durch die Lande zogen und ihre Mittelchen an den Mann oder die Frau brachten. Auch damals gab es ja schon allerhand Tinkturen, die Wunder wirken sollten – Heilung von schlimmer Krankheit, dazu Schönheit und sexuelle Freuden schenken. Damals wie heute tun sie das aber nicht.
Zuhause ging ich ins Internet und googelte das Ganze. Und tatsächlich, ich wurde fündig. Es gibt sogar ein Buch darüber. Und ein Video. Man soll die Salbe einfach 24 Stunden auf die Stelle an der Brust auftragen, wo man den Krebs vermutet. Innerhalb von 14 Tagen soll dann das Geschwür aus der Brust herausfallen. Wenn nichts herausfällt, hat man keinen Krebs. Die Fotos, die zu sehen sind, von einem aufgebrochenen Tumor sind recht drastisch und ich hoffe, dass wenigstens das mit der Wundversorgung geklappt hat.
Unglaublich. Wieder einmal war ich regelrecht entsetzt darüber, was mit Menschen, die in Not sind und nach dem letzten Strohhalm greifen wollen, gemacht wird. An keiner Stelle findet sich eine Liste der Inhaltsstoffe, lediglich wird gesagt, es handle sich um eine altbewährte Salbe, die in Vergessenheit geraten war und die indianischen Ursprungs sei.
Manchmal, da fallen einem einfach die Kirschen aus dem Kuchen. Schwarze Salbe. Aber im Ernst:
Natürlich gibt es Vieles, was nicht bewiesen ist nach schulmedizinischem Standard. Und dennoch durchaus sinnvoll einzusetzen ist. Nicht als Allheilmittel, sondern in einem Gesamtkonzept.
ABER: Wer das Leid eines Menschen kennt, der an Krebs erkrankt ist, dem kommen solche Vorschläge nahezu zynisch vor. Wer schon erlebt hat, wie Menschen viel Geld und letztlich Ihr Leben durch obskure Methoden verloren haben, sollte hier sehr eindeutig Stellung beziehen. Nicht nur, dass dieses Mittel nicht heilt. Das Risiko, daran noch kränker zu werden ist enorm. Meine Stellungnahme im Interesse meiner Patienten: Hände weg davon!