Wie gehen Sie denn eine komplementäre Krebstherapie an, Frau Wiesmann?
Wie immer ist es mir lieber, eine Grundlage zu haben als im Trüben zu fischen. Wenn ein Patient/eine Patientin in meine Praxis kommt, dauert das Anamnesegespräch in der Regel eineinhalb bis zwei Stunden. Vieles kommt hier zur Sprache. Aufgrund der gegebenen Informationen ergeben sich erste Therapieoptionen. Um diese abzusichern ist es oft sinnvoll verschiedene Blutuntersuchungen zu machen: Zum Beispiel kann festgestellt werden, wie gut das Immunsystem funktioniert um dann therapeutisch regulierend zu handeln. Ebenso kann überprüft werden, auf welche Substanzen (wie z.B. Mistel, Vitamin C oder Colostrum) die Zellen des Patienten am besten ansprechen. Dadurch bin ich in der Lage einen Therapieplan mit großem Potenzial zu erstellen, der individuell angepasst ist. Entsprechend genau (unter anderem) zum Immunstatus meines Gegenübers und nicht nach einem allgemeinen Schema, von dem man hofft, es könne wirken.
Natürlich erfordert dies anfangs eine Investition von Seiten meiner Patienten. Aber am Ende zahlt es sich aus. Und komplementäre Krebstherapie soll auch ernst genommen werden. Es ist eben nicht so, dass wir hier noch im Bereich von Halbwissen herumdoktern. Und es ist auch nicht beliebig, einfach mal dies oder jenes in dieser oder jenen Dosierung einzunehmen. Es ist ein zusätzlicher, solider Ansatz parallel zur klassischen Onkologie. Ja, das hat das seinen Preis (der dennoch nur ein Bruchteil dessen ausmacht, was Chemotherapie u.a. kosten) – und er hat Hand und Fuß. Meine Patienten verlassen nach dem Erstgespräch die Praxis gestärkt mit mehr-Wissen über ihre Erkrankung und mit einer substanziellen Idee, wie sie selbst mitarbeiten können um wieder gesund zu werden.
Jedes Mal, wenn mir jemand erzählt: „jajaja, ich nehme auch Pilze und diese oder jene Kapseln ein“ wird mir ganz anders im Gemüt. So viel Geld wird ausgegeben für Ansätze, die im Kern eventuell richtig sind, aber falsch angewendet werden. Das Ergebnis: Geld weg und kein therapeutischer Nutzen. Diese Art hat etwas von Beruhigung des eigenen schlechten Gewissens. Menschen denken dann: „Ich will ja schon etwas zu meiner Genesung beitragen“. Dennoch ist es ein wenig so wie: „Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass“.
Ein Werbeslogan sagt: „…weil ich es mir wert bin“
Überlegen Sie einmal, wieviel Geld Sie in Ihr Auto investieren. Oder in die neue Küche. Oder auch einfach monatlich in den Friseur oder den Italiener um die Ecke. Je nach dem.
Diejenigen meiner Patienten, die ernsthaft eine komplementäre Behandlung eingegangen sind, haben einen sehr guten Umgang mit ihrer Situation gefunden. Sie stehen trotz einer schweren chronischen Erkrankung kraftvoll im Leben. Ein Aussenstehender kann nicht ermessen welche Täler sie durchlaufen haben. Ich ziehe oft den Hut vor diesen Menschen. Und: Das Ergebnis gemeinsamer solider Arbeit beglückt mich tief und macht auch mir Mut, den Weg weiter zu gehen, auch wenn er manchmal steinig ist.