Wenn Sie jetzt eine Landstraße entlangfahren oder im Grünen spazieren gehen, sehen Sie sie überall: Die Wegwarte säumt die Ränder, zuweilen mutet es an wie ein Spalier. Sie leuchtet in hellem bis mittleren blau, manchmal sogar in rosa oder auch in weißem Kleid.
Es war einmal die Geliebte eines Ritters, jung und hübsch, die großen Kummer hatte und weinte. Ihr Geliebter war in den Krieg gezogen. Ihr Herz war schwer, voller Sehnsucht und Sorge. Würde der Geliebte je wieder zurückkehren?
So stand sie am Wegesrand, im weißen Gewand. Ihre Kammerzofen begleiteten sie in ihren blauen Kleidern. Jeden Tag in der Früh bei Sonnenaufgang zog es die Frauen hinaus und am Abend kehrten sie mit traurigem Gesicht wieder heim.
Irgendwann erbarmte sich Gott ihrer. Er verwandelte die Prinzessin in eine weiße Wegwarte und die Kammerzofen in blaue. Und so stehen sie noch heute am Wegesrand…
Ihre Blüten drehen sich mit der Sonne im Tageslauf. Sie liebt trockenen, stickstoffreichen Boden, ist eine anspruchslose Pflanze, die von Juni bis in den Herbst hinein blüht. Dabei schließen sich die Blüten ab Mittag und bei schlechtem Wetter.
Die Wegwarte hat viele Namen:
- Blaue Distel, Faule Gretl, Hansl am Weg, Hindlauf, verfluchte Jungfer, Kaffeekraut, Rauhärig, Rattenwurz, Sonnenbraut, Sonnenwirbel, Wegeleuchte, Blaue Blume der Romantik, Zigeunerblume, Wilde Endivie, Zichorie, Weglueg…
Als Heilpflanze war sie bereits den Römern bekannt.
Der berühmte Pflanzenkundler des Mittelalters, Hieronymus Bock, schreibt:
Eine handvoll Wegwart in Wasser gesotten und getruncken
führt aus die gallen und weissen schleim durch den Stuhlgang…
ein decoction gemacht auss dem kraut und wurtzel
mit wein oder wasser unnd warm gedruncken eröffnet die Leber und Milltz
soll genützt werden in anfang der Wassersucht und Cachexia
solches vermag auch das gebrannt wasser unnd ist trefflich gut zu dem hitzigen Magen
unnd allen brennenden Febern unnd schwachheit des Hertzens getruncken…
dienet auch zum hitzigen Podagra…
Viele kennen heute noch den Muckefuck, ein Ersatzkaffee aus Getreide und der Wurzel der Wegwarte. In Kriegs- und Nachkriegszeiten wurde er getrunken. Dazu grub man die Wurzel der Wegwarte im Herbst aus, trocknete und röstete sie. So entstand ein koffeinfreier Kaffeeersatz.
Wenn Zichorienwurzeln im Dunklen austreiben, bilden einen leckeren, hellgelben Spross: den Chicorée. Auch Radicchio ist mit der Zicchorie verwandt.
Botanisch heißen die drei Unterarten:
- Die gewöhnliche Wegwarte: Cichorium intybus
- Die Wurzel/Kaffeezicchorie: Cichorium sativum
- Die Salatzicchorie: Cichorium foliosum
Inulin, eines der besten Ballaststoffe und Präbiotika, wird aus der Zicchorienwurzel, aus Pastinaken und Topinambur gewonnen. Es ist in vielen Probiotika enthalten, die Darmbakterien, vor allem die Bifidobakterien, lieben Inulin als Futter. Viele Menschen jedoch reagieren vermehrt mit Blähungen darauf, von daher ist es ratsam, Inulin langsam einzuschleichen. Der Körper gewöhnt sich daran.
Wenn Sie Wegwarte (Blüte und Wurzel) als Tee zubereiten, haben Sie eine typische Bitterkraftzubereitung. Dabei setzt man den Tee kalt an und lässt ihn langsam aufkochen und 2-3 Minuten köcheln. Auch Tinkturen gibt es zu kaufen.
Wegwarte fördert den Appetit, steigert die Magensaftsekretion und führt zu einer besseren Verdauung. Sie können die Wirkung – und auch den Geschmack – steigern, indem sie Wegwarte mit Löwenzahn und Pfefferminze mischen.
Und wenn Sie weiterlesen möchten, bietet Ihnen der Artikel: Mit Darmgesundheit durch den Tag eine gute Ergänzung.
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