Vor einigen Jahren las ich zum Thema:

„Darm und Depression“

diesen Satz, der sinngemäß von Prof. Peter Holzer stammt:

„Die Antidepressiva der Zukunft werden Probiotika sein.“

Lassen Sie sich diesen Satz einmal auf der Zunge zergehen. Für mich war er damals ein echter Augenöffner und ich habe ihn nie vergessen. Derart bildhaft und sinnig fasst er für mich die Tatsache zusammen, wie eng und vernetzt unser Bauch und unser Kopf doch sind. Darm und Depression stehen in einem Zusammenhang.

Der Mensch hat zwei Gehirne.

Eines ist im Bauch, eines im Kopf. Verbunden sind sie durch die Darm-Hirn-Achse, vertreten durch den Nervus Vagus, den „schweifenden Nerv“ des Parasympathikus, der sich durch den gesamten Brust- und Bauchraum bis hin zum Beckenboden verzweigt und quasi der Kommunikator zwischen den beiden Gehirnen darstellt. Dabei ist es so, dass etwa 90 Prozent der Informationen von unten nach oben gehen und nur etwa zehn Prozent in die Gegenrichtung. Eine Einbahnstraße ist das dennoch nicht. Beide Richtungen sind wichtig.

Unser Bauch ist bestückt mit mehr als 100 Millionen Nervenzellen. Das sind mehr Neuronen als das Rückenmark aufweist. Im  Grunde sind die beiden Gehirne ein Ebenbild des je anderen: Die Zelltypen, Rezeptoren und Wirkstoffe sind genau gleich (siehe den Link am Ende des Artikels). z.B. das Serotonin, das im Gemüt für gute Stimmung sorgt, wird nicht im Kopf hergestellt, sondern zu 90% im Darm.

Ausgewogene Darmflora – Gemüt in Balance

Man hat verschiedenste Versuche an Tieren gemacht (bei denen ich auch immer etwas Bauchweh habe… – aber gemacht wurden sie) bei denen man die Darmflora keimfrei gemacht hat. Dies bewirkte eine klare Verhaltensveränderung der Tiere. Sie wurden weniger vorsichtig und zurückhaltend. Heisst auch: eine Steuerung im Sinne des Selbstschutzes fiel weg. Die Konzentration von Noradrenalin und Dopamin war in manchen Hirnteilen verändert. Ein Ungleichgewicht von diesen Neurotransmittern und dem Serontonin wird eben auch mit Depression in Verbindung gebracht.

Es ist inzwischen offensichtlich, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Hirnstoffwechsel und Darmmikrobiom. Noch ein schönes Beispiel: wenn wir das Darmmikrobiom einer agressiven Maus auf eine ängstliche Maus übertragen dann wird die ängstliche Maus deutlich forscher. Wie wir allerdings in der Zukunft diese Erkenntnisse zur Heilung von psychischen Erkrankungen nutzen können, ist noch echtes Neuland. Aber die Richtung ist vorgegeben und wir dürfen eine Fülle an Forschung und Erkenntnis erwarten.

Vorbeugend leben.

In meiner Praxis denke ich: Zur Prophylaxe können wir dieses Wissen ja schon nutzen so weit es geht. Da ich sehr viele stuhldiagnostische Befunde in meiner Praxis sehe kann ich Ihnen auch sagen: im letzten Jahr hatte ich gerade  EINEN  Normalbefund. Klar, die Patienten kommen zu mir weil sie merken, dass im Bauch etwas nicht stimmt. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass dies bei sehr vielen Zeitgenossen der Fall ist.

Einmal im Jahr eine Stuhldiagnostik. Schauen, was der Bauch so sagt. Wie die Darmflora beieinander ist. Ob es eine Entzündung im Darm gibt. Wie das Immunsystem aufgestellt ist – und so weiter. DAS lohnt sich wirklich als Prävention in sowohl seelischer als auch körperlicher Hinsicht.

Hier habe ich noch zwei Artikel für Sie, die ich in diesem Zusammenhang wirklich lesenswert finde:

https://nahrungistmedizin.de/cms/wp-content/uploads/2017/08/Wie_der_Bauch_den_kopf_bestimmt_GEO_11_2000.pdf

und:

https://www.spektrum.de/news/was-darmbakterien-mit-depressionen-zu-tun-haben/1156781