Die Achterbahn der Emotionen…

Wer von einer Krebserkrankung betroffen ist, befindet sich im Grunde für lange Zeit in einer emotionalen Dauer-Achterbahn. Das ist einfach Stress pur.

Es beginnt ja mit der Diagnose, die von einem Moment auf den anderen das ganze Leben auf den Kopf stellt und die zumal in der Regel mit deutlichem Ungeschick überbracht wird. Aber selbst wenn Empathie von Seiten des Arztes gegeben ist: „Sie haben Krebs“ ist eine unsägliche Aussage, sie wirkt unerbittlich und endgültig. Dabei haben Sie sich gerade vor ein paar Momenten noch gesund gefühlt – oder?

Eine meiner Patientinnen pflegte zu sagen: „Mir geht es gut. Ich habe nur Krebs.“ – Und dies war nicht zynisch sondern spiegelte wirklich das, wie sie sich fühlte. Sie hatte das Glück, dass sie alle Chemotherapien sehr gut wegstecken konnte.

Und doch: da war dieses Gefühl, jetzt unweigerlich angezählt zu sein… und dieses wurde zuweilen übermächtig.

Es ist wirklich wie eine Achterbahn: Sie sind heute am Boden zerstört und bald wieder voller Hoffnung. Sie pendeln von Tumormarker zu Tumormarker. Mal rückt der Tod nahe und dann wieder die Zuversicht und der Lebenswille. Diese Zustände sind derart extrem (und oft auch damit verbunden, WIE gut Sie die Chemotherapie vertragen oder nicht) dass sie eine Unmenge Energie verbrauchen. Im Grunde befinden Sie sich in einer dauernden Stressreaktion. Und das ist nur sehr bedingt gut. Denn im Stressmodus gesund werden – das ist nicht so leicht.

Heute möchte ich Ihnen drei Werkzeuge im Umgang mit die Achterbahn der Emotionen an die Hand geben:

Glücksgeschichten bauen:

Sie basteln sich selbst ein Kartenspiel. Jeder Buchstabe des Alphabets bekommt eine Karte. Und sie ordnen jedem Buchstaben etwas zu, was Sie sehr mögen. z.B.: „A“ – wie Abendsonne, „B“ – wie Butterschmier, „C“ – wie Christrose…. – bis „Z“.
Wenn Sie sich niedergeschlagen fühlen, hoffnungslos und ohne Mut, dann nehmen Sie diese Karten her, ziehen ein paar heraus und dann haben Sie folgende Möglichkeiten:

  • Sie bilden eine Kette und erfinden mit diesen Begriffen eine kleine Geschichte. Auch, wenn die Begriffe nicht zusammen zu passen scheinen: es wird eine witzige oder sinnhaftige – auf jeden Fall kreative Geschichte entstehen. Oder:
  • Sie vertiefen sich in die einzelnen Worte, visualisieren sie, genießen sie, spinnen sich in sie hinein.

In jedem Fall wird geschehen, dass sich Ihr Fokus ändert. Dass Sie sich entspannen und sich etwas Schönem zuwenden. So lenken sie sich sanft auf eine andere Spur. Dies bewirkt im Körper und im Gemüt Veränderung hin zu etwas Gutem, Hoffnungsvollem, Heilsamem.

 

Kraftorte für zweierlei Lagen

Schaffen Sie in Ihrer Wohnung zwei schöne Kraftorte:

  • Der eine ist für alles Gute, für alle guten Geister, für die Schönheit im Leben, für die Zukunft, für Pläne und frohe Gedanken, eben für alles, was in Ihrem Leben richtig und schön ist.
  • Der andere ist für alles, was mühsam ist. Für die Chemo oder die Bestrahlung. Für die Sorgen und Lasten die Sie zu tragen haben. Für die Energielosigkeit und Schwäche. Für die Tränen und die Übelkeit, den Ekel und die Rastlosigkeit…

Machen Sie BEIDE Kraftorte schön, pflegen Sie beide. Sie können dort kleine Utensilien ablegen, ab und an eine Kerze anzünden, eine Blume hinstellen. Besuchen Sie beide Kraftorte regelmäßig. Beim ersten Kraftort pflegen Sie Ihre Dankbarkeit gegenüber allem Guten was Sie haben. Beim zweiten Kraftort legen Sie Angst und Kummer ab. Sie können dort auch etwas verbrennen – einen Zettel mit allen Sorgen drauf. Sie lassen alles los, was Sie bedrückt und was Ihnen Schwierigkeiten bereitet. Sie können das auch laut aussprechen – z.B.:

  • „Ich lasse meine Angst vor der Chemo morgen jetzt und hier los. Ich erlaube, dass die Chemo wirkt. Sie wird meine gesunden Zellen verschonen und sich vollkommen auf die Krebszellen konzentrieren. Ich öffne mich für meine Genesung.“

Und dafür, dass Sie diesen zweiten Ort geschaffen haben können Sie ebenfalls Dankbarkeit entwickeln.

Der Gedanke ist hierbei, dass Sie allem was ist einen Platz geben. Und die Dinge dann auch an einem Platz belassen können. Das, was wir am wenigsten wollen – Angst und Negativität – haben wir dann am meisten, wenn wir es nicht erlauben. Sie schaffen sich mit den zwei Kraftorten Freiräume, die Energien dürfen sein und vor allem: fließen.

Das Loslassen

Wenn Sie können, dann machen Sie einen Spaziergang in der Natur. Wenn Ihnen Not und Hilflosigkeit oder irgendeine andere (negative) Emotion oder Gedanke kommt, dann üben Sie das Loslassen. Ja, das geht. Und zwar so:

Einatmen: Vertrauen / Ausatmen: Sorge

  • Ich atme Vertrauen ein, Sorge aus.

Denken Sie dies ganz bewusst beim atmen. Sie können es auch aussprechen. Diese Übung ist so klein und doch so kräftigend. Sie können kilometerlang in diesem Modus laufen wenn Sie mögen. Sie werden aber nach einer Weile merken, dass Sie ruhiger werden. Dass sich im Inneren etwas verändert, zunächst ganz leise und dann immer mehr: es entsteht Ruhe. Und Zuversicht. Auch wenn es nur kurz andauern sollte. – In dem Fall nehmen Sie die Übung wieder auf wenn die Ruhe wieder dominiert wird von Angst, Hilflosigkeit oder Zorn.

Klar, dies sind Übungen. Und das heisst auch: Sie tun sie, wenden sie an. Mit der Zeit wirken sie mehr und mehr. Mir geht es in diesem Beitrag darum, Ihnen etwas an die Hand zu geben was Sie aus der Hilflosigkeit gegenüber der Achterbahn der Emotionen herausführen kann. Und diese Dinge wirken! Ich habe jede einzelne Übung selbst schon oft praktiziert. Ich weiss, dass man „sowas“ nicht gerne macht. Doch ganz sicher ist es besser, etwas zu TUN als sich einfach in einem ungesteuerten Karussell abstürzen zu lassen.

Langfristig wird es Ihnen gelingen, die Achterbahn der Emotionen immer besser zu lenken. Nehmen Sie die Dinge in die Hand. Es kann niemand ausser Ihnen selbst machen.

Und zum Schluss noch etwas: Sorgen blockieren Impulse. Sie sind wie eine Tür vor der inneren Stimme. Wenn Sie im Sorge-Modus herumlaufen dann werden Ihnen diejenigen Gedanken und Ideen nicht zukommen die Sie vielleicht dringend zur Heilung brauchen. Inzwischen weiss man es: es gibt eine Art innerer Heiler. Dies ist eine seelische Kraft und Weisheit in uns, die wir nutzen können (und sollten) um gesund zu werden. Menschen, die sich diese Quelle erschließen, haben einfach eine Medizin mehr an der Hand.