»Ich rauche gerne«

war meine regelmäßige Antwort damals, wenn ich auf das Rauchen angesprochen wurde. Meistens in Gesellschaft und mit einer Tasse Kaffee eine Pause nehmend. Als Abhängigkeit oder gar Sucht hatte ich dies nie empfunden, – Zigaretten das war: Entspannung, Geselligkeit, Zurücklehnen, – Genuss.

Die erste Zigarette…

Begonnen mit dem Rauchen hatte ich mit 13. Nach der Schule auf dem Mäuerchen des Schwimmbadcafés begann die Sache. Das war sehr cool damals. Die ersten Zigaretten waren zwar begleitet von Hustenreiz und eigentlich recht unangenehm, welcher Raucher kennt das nicht? Aber mit den Freundinnen rauchen, die neuesten Jungsgeschichten austauschen und sich schon ziemlich erwachsen dabei zu fühlen, das überwog einfach alles. Auch das heimliche rauchen zuhause auf meinem Zimmer hatte was. Ermahnungen und Verbote von Seiten der Erwachsenenwelt liefen ins Leere.

Eine Raucherkarriere

Und so ging es halt weiter. Als junge Frau hatte ich es mir richtig angewöhnt. In meiner Studienzeit drehte ich mir meine Zigaretten selbst, nicht zu dick und nicht zu dünn. Später fand ich es unglaublich schick Dunhill zu rauchen. Die roten. Und wenn ich verliebt war, die grünen. Mein Maß war eine Schachtel am Tag, manchmal auch eineinhalb, seltener zwei. So zweimal im Jahr hatte ich eine schlimme Bronchitis aber dies hatte ich einfach aus der Kindheit als Schwachstelle mitgenommen. Ich empfand Menschen, die mein Rauchverhalten hinterfragten als Moralapostel und spießig. Schließlich war das Rauchen Zeugnis meiner Freiheit und Ungebundenheit! Dass meine Kleider schlecht rochen merkte ich nicht. In meinem nahen Umfeld waren alle Raucher. Regelmäßig kaute ich Kaugummi oder Pfefferminzbonbons gegen den komischen Geschmack im Mund. Den ständigen leichten Husten nahm ich nicht wahr.

Der Rauchstopp

Dann kam es allerdings dicke. Ich erhielt eine schwerwiegende Diagnose, die mein Leben tatsächlich erschütterte. Eine Bemerkung des Arztes war damals: »Ja, Frau Wiesmann. Rauchen verursacht nicht Lungenkrebs sondern Krebs. Alle Schleimhäute können davon betroffen sein«. Er sagte das so ganz nüchtern und auch ohne Vorwurf, einfach als ein Teil der Erklärung.

Zu diesem Zeitpunkt war ich 36 Jahre alt und hatte mein gesamtes Erwachsenenleben geraucht. Immer hatte ich Zigaretten dabei. Das Rauchen brachte Entspannung. Und es war immer noch ein wenig wie zu Anfang, dieses Gefühl: »Komm, wir gehen raus eine rauchen« – etwas Verbindendes mit anderen.

Aber die Situation war ernst. Ich musste damit aufhören. Denn ich wusste: jetzt kommt es darauf an, mir selbst ein Zeichen zu geben. Meinem Willen zum (Über-)leben Ausdruck zu verleihen. Und mir auch irgendwie zu zeigen, dass ich gut für mich sorge und mein JA zum Leben auszudrücken.

Wir waren damals zu dritt. Gemeinsam lasen wir das Buch: »Endlich Nichtraucher« von Allen Carr. Während des Lesens, so war die Anweisung, sollte man auf jeden Fall noch weitermachen. Erst, wenn das Buch ausgelesen war, kam der Tag X. Es war eine schöne Vorbereitung. Wir trafen uns täglich und lasen uns gegenseitig die Kapitel vor.

Und an jenem Tag X – es war ein Donnerstag – gingen wir jeder für sich ans Meer und rauchten bewusst unsere letzte Zigarette. So genau hingeschmeckt war sie nicht wirklich angenehm. Und ab dann war ich Nichtraucherin.

Die Sucht nach Zigaretten

Nur war das Thema damit noch lange nicht erledigt. Die Entscheidung war kraftvoll gewesen. Was ich aber nicht wusste: eine Sucht ist eine Sucht ist eine Sucht.

Ich wurde unruhig. Verschiedenste negative Emotionen rumorten in mir. Ich wurde schnell wütend, traurig, Tränen flossen einfach so. Unverdaute Geschichten kamen hoch. Ich fühlte mich leer und rastlos.

Im Nachhinein weiß ich: ein Teil war Entzug. Ein anderer Teil war dass ich neu lernen musste mit mir zu leben. Mit den Zigaretten hatte ich vieles unterdrückt. Das wollte jetzt ans Licht. Mein Selbstbild sollte sich ändern.

Recht schnell stellte sich auch ein Nutzen ein: der morgendliche Husten hörte bald auf. Ich konnte besser riechen und schmeckte das Essen intensiver. Das waren deutlich neue Genüsse. Auch meine Kleider musste ich nicht mehr ständig lüften oder durchwaschen.

Und die Gier nach Zigaretten kam in Wellen wieder, fast könnte ich sagen: nach 3 Tagen, 3 Wochen, 3 Monaten kamen starke Schübe von Lust auf Rauchen. Es half nur ein Satz aus dem Buch von Allen Carr: »Es gibt NICHT die eine Zigarette« – Sekt oder Selters. Raucher oder Nichtraucher. Ich kenne ein paar sehr wenige Menschen, für die dies nicht gilt. Die kommen mit einem moderaten Konsum von 2 – 5 Zigaretten am Tag klar. Für mich war das nicht so.

Rauchfrei werden

Etwa ein halbes Jahr nachdem ich aufgehört hatte zu rauchen war ich in einem Seminarhotel zu einer Ausbildung. Manche Teilnehmer rauchten, andere nicht. Ich hatte Lust zu rauchen am Abend beim geselligen Zusammensitzen mit Wein und viel gutem Gespräch. Um ein paar Unterlagen zu holen musste ich auf mein Zimmer gehen. Und da, auf dem Gang stand ein Tischlein, ein gemütlicher Stuhl, ein Aschenbecher mit einer frischen Zigarette drauf und ein Päckchen Streichhölzer dabei.

Stellen Sie sich das mal vor! Ich weiß bis heute nicht, ob es wirklich war oder eine Halluzination. Ich stand davor und dachte: »Wie für mich bestimmt«. Und es kam sofort der Satz in meinen Kopf: »Es gibt nicht die eine Zigarette«. Dann ging ich vorbei.

Diese kleine Entscheidung hatte mir deutlich Kraft gegeben. Das war in der Tat wie ein Schub. Die Gier nach einer Zigarette hält ungefähr 5 Minuten an, dann ist sie vorbei. Diese Entscheidung aber gab mir sehr lange viel Kraft. Eigentlich bis heute.

 

…Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte. Möchten Sie mit mir über Ihre sprechen und das Rauchen aufgeben?

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